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Operative Therapie

Eine Therapie von Senkungszuständen sollte nur dann erfolgen, wenn diese der Patientin auch Beschwerden bereiten. Wenn konservative Maßnahmen nicht erfolgreich sind, gibt es unterschiedliche Operationsverfahren. Die Auswahl der geeigneten Methode erfolgt nach einer sorgfältigen klinischen Untersuchung.

Bei Senkungsleiden kommen beispielsweise die vordere oder hintere Scheidenplastik, das seitliche Anheben der Scheidenvorderwände oder die Fixierung des Scheidenendes an Sehnenstrukturen im Becken zum Einsatz. Bei erneuter Senkung kann durch Einsatz von Gewebeersatz in Form von Netzen eine Stabilisierung erreicht werden.

Bei der Belastungsinkontinenz kommen sogenannte Schlingenoperationen (»TVT«) zum Einsatz. Die Bänder werden von der Scheide aus spannungsfrei unter die Harnröhre gelegt.

Klassische Operationsverfahren

Vordere Scheidenplastik

Ein ebenso altbewährtes Verfahren bei einer zentral ausgehenden Defekt der vorderen Scheidenwand ist die vordere Scheidenplastik (»Kolporrhaphia anterior« oder »Zystozelenkorrektur«). Das erschlaffte Bindegewebe unter der Scheide wird  freipräpariert und gerafft.

Seitliches Anheben der Scheidenvorderwände

Ein klassisches und altbewährtes Operationsverfahren bei ungewollten Harnabgang, oft kombiniert mit Senkungsbeschwerden, ist der sogenannte »Burch«. Über einen Unterbauchquerschnitt wird die Scheide über Haltefäden nahe der Schambeinäste (am Cooper-Band) fixiert und der Blasenhals somit angehoben. Damit erreicht man in 80 Prozent der Fälle eine Heilung der Belastungsharninkontinenz. Die Entscheidung über die unterschiedlichen Operationswege wird anhand ihrer eigenen Untersuchungsbefunde gefällt werden und im Detail mit Ihnen besprochen.

Hintere Scheidendammplastik

Die hintere Scheidendammplastik (»Rektocelenkorrektur« oder »Kolporrhaphia posterior«) wird bei Senkungen im Bereich der hinteren Scheidenwand angewendet. Dabei wird von der Scheide aus operiert. Im Bereich der hinteren Scheidenwand werden das erschlaffte Bindegewebe sowie die Dammuskulatur auf beiden Seiten freipräpariert. Durch Nähte wird das überschüssige Gewebe versenkt, und die beiden Muskelschenkel in der Mitte adaptiert. Dadurch wird die hintere Scheidenwand stabilisiert.

Operationen bei Senkungen oder Gebärmuttervorfall

Liegen eine Gebärmuttersenkung oder ein Gebärmuttervorfall vor, wird defektorientiert, je nach Alter aber auch Wunsch der Patientin operiert. Dabei kann mit und ohne Erhalt des Uterus vorgegangen werden. Bei Vorfall des Scheidenendes wird das Scheidenende an ein Band im rechten Beckenbereich (»Sakrospinales Band«) fixiert. Außerdem ist es möglich, das Scheidenende durch einen Bauchschnitt oder eine Bauchspiegelung (»Knopflochchirurgie«) am Kreuzbein mit einem nicht resorbierbaren Polypropolenenetz zu befestigen.

Operation bei Belastungsinkontinenz – das spannungsfreie Vaginalband

Bei der Belastungsinkontinenz liegt eine Schwäche des Verschlussmechanismus der Harnröhre vor. Bei der TVT-Technik (engl. tension-free; daher auch TVT: »Tensionfree Vaginal Tape«) wird  mit einem Kunststoffband aus Polypropolen ein Widerlager für die Harnröhre geschaffen, indem es unter das mittlere Drittel der Harnröhre gelegt wird.

Das Band wird von der Scheide aus es entweder zwischen Blase und Schambein durch die Bauchdecke  oder durch die Schenkelbeuge (transobturatorisch; deshalb »TVT-O«)  wieder nach außen geführt. Beim Lachen oder Husten wird die Harnröhre dann gegen diese Schlinge gedrückt und damit der urethrale Verschlussdruck verstärkt. Dadurch wird ungewollter Urinabgang verhindert.

Diese Methode heilt in 80 Prozent der Fälle die Inkontinenz, in den weiteren 15 Prozent lindert es die Symptome und in nur fünf Prozent bringt sie keine Verbesserung der Beschwerden.

Operation mit Fremdmaterial | Netz

Liegen eine ausgeprägte Bindegewebsschwäche oder eine wiederholte Senkung im Genitalbereich vor, können wir durch Einlage eines synthetischen, netzartigen Gewebes (»Implantat«) die Schwachstelle stabilisieren. Durch die netzartige Struktur wird die Bildung von Bindegewebe angeregt und führt entsprechend zur Festigung der korrigierten Strukturen. Nach Netzimplantation beträgt das Wiederholungsrisiko fünf bis zehn Prozent, das heißt, wir können auch Frauen mit ausgeprägter Bindegewebsschwäche eine Operationsmethode anbieten, die anhaltenden Erfolg verspricht.

Bulkamid-Injektionstherapie

Sollten sie nach den genannten Operationen weiterhin einen ungewollten Urinabgang  oder aufgrund von Vorerkrankungen ein erhöhtes Narkoserisiko haben, besteht die Möglichkeit durch eine Einspritzung von Gel in die Harnröhrenwand, den mittleren Harnröhrenabschnitt zu verengen und so den Auslasswiderstand der Harnröhre zu erhöhen. Damit kann in 60 Prozent der Fälle eine Kontinenz erreichen.