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Glossar Proktologie

Proktologie oder Koloproktologie ist ein medizinisches Teilgebiet, das sich mit den Erkrankungen des End- oder Mastdarms sowie des Analkanals und seiner Umgebung beschäftigt.

Stuhlinkontinenz ist die Unfähigkeit, den Stuhlabgang oder Winde willkürlich zurückzuhalten. Sie betrifft Menschen aller Altersgruppen, kommt aber häufiger bei älteren Menschen vor.

Haemorrhoiden sind arteriovenöse Gefäßpolster, die ringförmig unter der Enddarmschleimhaut angelegt sind und dem Feinverschluss des Afters dienen. Wenn von Hämorrhoiden gesprochen wird, sind damit aber meist vergrößerte oder tiefer getretene Hämorrhoiden im Sinne eines Hämorrhoidalleidens gemeint, die Beschwerden verursachen.

Analfissur ist ein schmerzhafter Einriss der Haut- oder Schleimhaut des Afters. Sie betrifft meist die hintere Kommissur des Analkanals (»Sechs Uhr-Steinschnittlage«) und verläuft radiär (strahlförmig).

Periproktitische Abszesse: Analabszess und Analfistel sind eng miteinander verbunden und auf dasselbe Grundleiden zurückzuführen. Fast immer ist der Abszess das vorausgehende akute Ereignis und die Fistel eine direkte Folge. Die Infektion einer Proktodealdrüse führt zum Abszess, der sich entsprechend der anatomischen Strukturen entwickelt und sich durch Durchbruch zur Haut zu Fisteln ausbilden kann.

Analfisteln sind Entzündungen im Enddarm-Bereich, die unterschiedlich viele Hautschichten betreffen können. Ursache sind Abszesse im Bereich der Krypten des Afters/Anus innerhalb des Enddarms, die Anschluss an die Proktodealdrüsen erlangen. Die zwischen den Anteilen des Schließmuskels gelegenen Drüsen können dann auf verschiedenen Wegen den Schließmuskel mit ihren Ausführungsgängen durchsetzen.

Bei der Perianalthrombose handelt es sich um eine schmerzhafte Schwellung im Bereich des Afters, die durch ein Blutgerinnsel in den oberflächlichen Venen verursacht wird. Sie wird häufig mit einer Hämorrhoide verwechselt und wird daher auch als unechte Hämorrhoide bezeichnet.

Als Mariske (Analfalte, -läppchen oder -karfunkel )bezeichnet man eine Hautfalte im Bereich des Afters, die in der Regel als Restzustand einer Analthrombose zu sehen ist.Bei der Inspektion und Palpation finden sich schmerzfreie, weiche Hautläppchen oder -falten vor, die sich beim Pressen nicht mit Blut füllen.

Unter Analekzem versteht man eine Entzündung und Rötung der Haut um die Afteröffnung. Charakteristisch für dieses Ekzem ist ein quälender Juckreiz. Im schlimmen Fall kann die Haut wie rohes Fleisch aussehen, nässen und bluten. Es können vielzählige Ursachen verantwortlich sein. Man unterscheidet kumulativ-toxische Ursachen von anlagebedingten und allergischen Ursachen. Kumulativ-toxische Analekzeme können z. B. durch Hämorrhoidalleiden, Erkrankungen des Schließmuskels, Marisken oder Condylome (Feigwarzen) und dadurch bedingte ständige Verunreinigung durch Stuhl verursacht sein. Allergische Analekzeme können durch Intimsprays, Hämorrhoidalsalben, Zäpfchen, Duschlotions, Feuchttücher u. ä. ausgelöst werden, aber auch Lebensmittel- und andere Allergien können ihren Ausdruck in Analekzemen finden. Daneben kommt es aber auch häufig zu Ekzemen im Analbereich wegen anlagemäßiger Erkrankungen, die nicht durch angehbare Faktoren ausgelöst werden und so nicht heilbar im eigentlichen Sinne sind.

Ein Analkarzinom ist ein bösartiger Tumor im Analkanal, d. h. des Überganges des Enddarms in den Anus. Er entsteht häufig nach einer Vorschädigung der Analregion durch Fisteln, Fissuren (schmerzhafte Risse) oder auch durch Humane Papillomviren ausgelöste warzenartige Wucherungen (Kondylome) bzw. infolge von sexuell übertragbare Erkrankungen wie AIDS, Herpes simplex-Virus-2-Infektion. Daher sind homosexuelle Männer öfter betroffen. Fissuren allein lösen jedoch keinen Krebs aus. Andere Erkrankungen als Analfissuren können jedoch ähnliche Symptome verursachen. Weitere Risikofaktoren sind chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa.

Kolon und-Rektumkarzinom: Als kolorektale Karzinome bezeichnet man alle bösartigen (malignen) Tumore des Darmes. Darmkrebs ist in Deutschland bei Männern und Frauen die zweithäufigste Krebserkrankung, an der mehr als sechs Prozent aller Deutschen im Laufe ihres Lebens erkranken. Kolorektale Karzinome verursachen zunächst sehr selten Symptome, sie entstehen fast immer aus anfangs gutartigen Darmpolypen. Die Heilungschancen durch Operation und Strahlen und Chemotherapie mit Fünfjahres-Überlebensrate von 40 bis 60 Prozent im Mittel hängen entscheidend vom Krankheitsstadium ab, in dem der Darmkrebs entdeckt wird.

Bei Condylomata acuminata – auch unter dem Begriff Feigwarzen, Feuchtwarzen und Genitalwarzen bekannt – handelt es sich um eine Viruserkrankung. Sie sind neben Herpes und Chlamydien eine der häufigsten sexuell übertragbaren Erkrankungen.

Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED) sind wiederkehrende (rezidivierende) oder kontinuierliche entzündliche Erkrankungen des Darms. Die beiden häufigsten Vertreter sind die Colitis ulcerosa und der Morbus Crohn.

Sinus pilonidalis ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung der Gesäßfalte (Rima ani). Synonyme für die Erkrankung sind Steißbeinfistel, Pilonidalzyste oder Sacraldermoid. Nach häufiger Auffassung wird die Erkrankung durch in die Haut penetrierende Haare verursacht. Andere Meinungen gehen von einer angeborenen (kongenitalen) Missbildung aus. Auch Traumata (beispielsweise durch Stürze verursacht) werden als mögliche Ursache diskutiert.